Silag – die Arbeitsgemeinschaft

2017

erfolgte der Namenswechsel zu Silag – swiss laboratory for particle analysis in tissues.

1992-2020

Einschneidende personelle Veränderungen bei der silag führten dazu, dass die Forschung auch im pathologischen Bereich praktisch zum Erliegen kam. Das Interesse und der Wille die Lungenstaubanalysen weiterhin in unverminderter Qualität anbieten zu können, führte dazu, dass die silag seit 1992 ein eigenes Labor für die Probenaufbereitung und -analyse betreibt. Bis 2020 wurden die notwendigen Räumlichkeiten dafür vom Institut für Geochemie und Petrologie der ETH Zürich zur Verfügung gestellt. Diese Situation ermöglichte Kontinuität in der Probenaufbereitung, bot aber gleichzeitig auch die Möglichkeit in einem analytisch geprägten Umfeld neue Verfahren der Probenaufbereitung sowie zur Analyse zu entwickeln und zu testen. So konnte ab 2000 die Staubuntersuchung an bronchoalveolärer Lavage-Flüssigkeit (BAL) als neue Methode angeboten werden.

1960-1992

Mit der Umsetzung der Präventionsmassnahmen zur Quarzstaubexposition verlor die Staublungenbezogene Forschung im anorganischen Sektor an Bedeutung. In der Folge wurden im Wesentlichen nur noch Verbesserungen in der Methodik für die Lungenstaubanalyse untersucht. Im Medizinischen Sektor wurden vor allem in der Pathologie die Erforschung der Silikosen weitergeführt und auch auf andere Staublungen ausgeweitet. Mit der verbreiteten Verwendung von Asbest und dem Auftauchen von insbesondere Asbestosen und Mesotheliomen verlagerte sich der Schwerpunkt der Forschung in den späten 70er und frühen 80er Jahren zunehmend Richtung asbestbedingte Erkrankungen.

Diese Ausweitung bewog die Arbeitsgemeinschaft 1970 ihren Namen in Zürcherische Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung und Bekämpfung der Staublungen in der Schweiz zu ändern. Die Figuren 1 und 2 zeigen den Wechsel von der Quarzdominierten zur Asbestdominierten Forschung.

Figur 1: Untersuchungsfragen für Lungenstaubanalysen in 5-Jahres-Schritten. Unter Partikel fallen alle anorganischen Partikel ausser Quarz und Gesteinsstaub.
Figur 2: Diagnosen und Fallzahlen bei Lungenstaubanalysen in 5-Jahres-Schritten. SIL: Silikose, MIPN: Mischstaubpneumokoniose, ASB: Asbestose, PM+PET: Pleura- und Peritonealmesotheliome, LuCa: Lungenkarzinom, andere: zusammenfassend für Aluminose, Caplan-Syndrom, Granulomatose, Graphitose, Talkose, Hartmetall-, Schweisser- und Seltene Erden-Lunge.

Seit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft wurden der silag Proben aus der gesamten Schweiz sowie dem grenznahen Ausland zur Analyse eingesandt (siehe Figur 3). Mit der Veränderung der Forschungsschwerpunkte am USZ 1990 und 2012 nahm der prozentuale Anteil der aus dem USZ-stammenden und von der silag untersuchten Proben stetig ab.

Figur 3: Herkunft der Proben, die für eine Lungenstaubanalyse eingesandt wurden. InnerCH: UR, SZ, OW, NW, LU, ZG; OstCH: GR, SG, TG, SH, GL, AR, AI; ZentrumCH: BS, BL, BE, SO, AG; WetsCH: GE, VD, VS, FR, NE, JU.

1945-1960

Der Anstoss zur Gründung der silag wurde 1944 gegeben, da zu dieser Zeit die Silikose (Quarzstaublunge) als schwere Berufskrankheit viel Leid und hohe Kosten verursachte. Die Staublungenproblematik war sehr komplex, sodass von Beginn an Vertreter aus verschiedenen Fachbereichen involviert waren. 1945 wurde die Zürcherische Arbeitsgruppe zur Erforschung und Bekämpfung der Silikose in der Schweiz als Verein gegründet. Die Mitglieder (in der Regel Instituts- oder Klinikleiter) verpflichteten sich Forschungsprojekte der Arbeitsgemeinschaft in ihren eigenen Gruppen durchzuführen oder ihre Einrichtungen für diese zur Verfügung zu stellen. So entstand eine dezentrale Staublungenforschungsinstitution.

Beteiligt waren von Anfang an Mediziner des Universitätsspitals Zürich (USZ), Mineralogen und Petrographen der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) und Mediziner der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA). Schnell wurden auch Vertreter des Bundesamtes für Sozialversicherung, der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt (EMPA), der Geotechnischen Prüfstelle Zürich, des Gerichtlich-medizinischen Instituts und der Vereinigung Schweiz. Tiefbauunternehmer miteinbezogen. In den ersten 15 Jahren lag das Hauptaugenmerk der Forschungsprojekte auf der Silikose.

Die Forschung war in zwei Hauptbereiche gegliedert: den anorganischen Sektor und den medizinischen Sektor.

Anorganischer Sektor

  • Die mineralogisch-petrographischen Projekte befassten sich v.a. mit der Beschreibung der Staubentwicklung (Konzentrationen, Prozesse, Rohmaterialien) an den Arbeitsplätzen sowie der Beschreibung des Staubes (Korngrössenverteilung, mineralogische Zusammensetzung). Ihr Ziel war die technische Prophylaxe. Es wurden auch bereits Lungenstaubanalysen durchgeführt und diese Resultate mit den Staubzusammensetzungen der Arbeitsplätze verglichen.

Medizinischer Sektor

  • Die pathologische Anatomie befasste sich mit der morphologischen Charakterisierung der Staublungen. Dabei musste auch die Korngrösse des lungengängigen Staubes ermittelt werden. Dabei wurden auch Lungenschäden, die auf organische Noxen zurückzuführen waren studiert. In Tierversuchen wurde die Wirkung verschiedener anorganischer und z.T. auch organischer Stoffe auf die Lunge untersucht. Ein wichtiger Beitrag war auch die Methodenentwicklung zur Lungenstaubanalyse.
  • Im klinischen Bereich interessierten der Verlauf der Silikose (v.a. auch nach Aussetzen der Staubexposition), die Interaktion mit der Tuberkulose sowie auch die Nebenerkrankungen wie chronische Bronchitis (COPD) und Cor pulmonale. Dabei wurde auch die Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie, Blutgasanalyse, …) aufgebaut.

Bei der Diagnostik der Staublungen spielte die Röntgenuntersuchung eine zentrale Rolle.